Geschichte - Teil 2


Sie spiegeln aus dieser Sicht die elementaren Bedürfnisse zur Identitätsfindung und Persönlichkeitsentfaltung dieser Zeit. In der Trias von Musik, Text und Tanz geben die Männer ihrer Kritik an der Gesellschaft und ihrem Begehren Ausdruck. Die Geübten, Gewitzten, Kooperierenden gewinnen. Männer tanzen mit Männern, sie verbünden sich, sie üben sich in beiden Rollen als Führende und Folgende und entwickeln ihren eigenen Stil, um eine angesehene Stellung im Feld zu erreichen, zu erhalten und zu weiten. Zunehmend erobert der Tango die ganze Gesellschaft Argentiniens, begleitet das Land in die Blüte und gewinnt über die Landesgrenzen hinaus in den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Begeisterung europäischer Tänzer. Mit den Weltkriegen und dem anschließenden Wirtschaftswunder in Europa sowie instabilen, diktatorisch ausgerichteten Regierungslagen in Argentinien, zieht der Tango sich zurück. Gute Hundert Jahre nach seiner Entstehung, erscheint er in den achtziger Jahren erneut. Diesmal strömt er, ausgehend von Argentinien und der dort aufkommenden Demokratie, Richtung Europa und über den gesamten Globus. Über die Hafenstädte Hamburg und Bremen verbreitet er sich in ganz Deutschland. In den Tangotanzstätten (Milongas) findet sich in der Moderne die Mittelschicht zusammen, bis zu zwei Drittel Frauen – das Verhältnis hat sich umgekehrt. Ebenso zeigt sich ein verändertes Bild auf der Tanzfläche. Jedes Alter von ca. 25 bis 70 und älter, in jeder denkbaren Konstellation, unabhängig vom Geschlecht oder heterogener und homogener Ausrichtung ist vertreten.